"Blickkontakt"

BLICKWINKEL 2002

Blickkontakt feat. Oh.vo

 

FLIP (Typ): Nach zehn Tagen Regen blinzelt endlich wieder die Sonne durch die Wolkendecke, es ist Wochenende, ich schlender Richtung Zentrum vorbei an der Drogenecke, wo sich knöcherne Gestalten die Nacht um die Ohren geschlagen haben, heiße Bandagen für meinen Magen, der mir mit leichtem Druck seinen Hunger mitteilt.

Ein Mann am Straßenrand mit Hut bettelt um Geld und Mitleid. Da ich Zeit hab, greif ich in meine Tasche nach einer Münze, wirf sie in seine Kiste als mich plötzlich ein versnobter Typ von hinten anrennt, in schwarzen Anzug eingezwängt, dunkler Teint, dunkles Hemd, ich nenn ihn ungehemmt „Arschloch, fahr doch zur Hölle du Snob!“ doch mit seinem Handy am Kopf verschwindet er auf die Schnelle im Mob.

HUCKEY (Snob): Was ich wie die Pest hass, ist wenn mein Handy kein Nez hat und es nichts mit dem abendlichen Sektbad, weil mein Whirlepool ein Leck hat und ich die Reparaturwerkstatt nicht erreichen kann. Wissen sie, sowas stört einen reichen Mann, denn zwischen Einkauf und Leistungszwang braucht man schließlich auch ein bißchen Zeit für sich selbst und eine andere Welt; die von Jean Paul Gaultier, Ralph Lauren und Karl Lagerfeld. Ich brauch´neue Klamotten und such´ sie bei Gucci. Die Masse auf der Straße ist was ich so sehr hasse, daß ich wünschte sie wären tot wie Versace! Diesen Bettlern und Drecksäuen wünschte ich bestenfalls die Pest an den Hals! Ja, sie lästerten als er sterben mußte, dabei stellten er und mein goldenes Nokia die Eckpfeiler meiner Lebensphilosophie dar! Gegenüber vor der öffentlichen Toilette vor der Cafeteria schlägt man einen schlecht angezogenen Menschen nieder. Ich sag´s ja immer wieder: Es kommt sowieso zu viel Abschaum in die Stadt, phhh, ich bin sicher, daß er´s verdient hat!

OH-VO (Schläger): Nach acht Stunden Fabrik bin ich heute sowieso schlecht drauf diese Kellerassl kommt mir gerade recht er fängt sich eine rechte gerade ein nach meiner täglichen Fetzerei fühl ich mich frei nur Weicheier kämpfen mit Messer ich bin Knochenbrecher diesen Wixer zerleg ich höchstpersönlich es ist ein Vergnügen für mich wenn ich ihm das Nasenbein offenlege und mein Opfer am bodenliegend mit meinen Boots die Fresse eintrete und sein Zähne am Gehsteig verteile ich stecke den Kopf dieses asozialen Ablegers in die Muschel des öffentlichen Wassercesars

CHORUS SCRATCH: Die Strasse der Träume gehen viele Millionen, doch alles was davon bleibt sind nur Illusionen

HUCKEY (Alki): Mit dem Gesicht im Klo leb´ ich auf sinkendem Niveau. Tief im Herzen von Nirgendwo lebt es sich mit viel Risiko. Personen sind austauschbar und aus ich wird du und umgekehrt. Das Gehirn bleibt unterernährt in der Menschenwüste. Die endlosen Gelüste nach dem Unerreichbaren und Sehnsüchte nach greifbaren Reizwaren machen den Geist arm. Aber Geld stinkt nicht und Fleisch kann man waschen. Ich hab´ viel Rausch im Kopf und doch noch Geld in den Taschen. Voller Sturm und Drang wank´ ich die Straße entlang. Ein Gefühl gegen das ich nicht ankann sagt mir: Das ist erst der Anfang. Ich bin fest entschlossen, was ich nüchtern kann, das kann ich erst recht besoffen. Ich dreh´ mich um und werfe einen Blick zurück in die Unschärfe. AH! Hier ist das Objekt der Begierde! Ich muß handeln bevor ich sie aus den Augen verliere! WOW! Was für eine Frau mit Bart! Der muß ich zeigen was ich drauf hab´! Sie biegt um die Ecke und ich lauf´ ihr nach....

OH-VO (Transvestit): Ich bin es gewohnt daß mir Männer und Frauen nachschauen obwohl viele sicher nicht zugeben würden daß sie gerne eine Nacht mit mir in einem Raum verbringen möchten ich sehe meinen Körper als Gesamtkunstwerk bevor ich die Wohnung verlasse schmücke ich mich dann präsentiere ich mich in den Ballungszentren von Metropolis schon wieder so ein eindeutiges Angebot aber für die meisten bin ich nur ein abartiger Exot der ihnen ein sexuelles Erlebnis verschaffen sollen das sie nie vergessen werden aber ich komme damit klar nur manchmal wenn ich bei der Volksschule vorbeigehe werde ich depressiv weil ich weiß daß ich nie selber Kinder krieg und sie nie zulassen werden daß ich eins adoptier

FLIP (Kind): Gleich nach der Schule, zieh ich mit meiner Bande um die Blöcke, oder geh zu Andi, dessen Mami mich verköstigt, wenn mal wieder nichts im Kühlschrank ist zum Aufwärmen, ich scheiß auf´s lernen und den faden Unterricht, weil ich lieber vorm Computer sitz und im Netz surf, Zum Glück weiß meine Mutti nicht, daß ich Benachrichtigungen wegwerf. Aber die hat sowieso kaum Zeit für mich und wenn mich wer fragt „Was macht die eigentlich?“ sag ich meistens nichts. Und obwohl unsere Nachbarn über sie schimpfen hab ich sie trotzdem lieb, auch wenn mein Lehrer sagt, daß es für uns keine Hoffnung gibt.

CHORUS SCRATCH

OH-VO (Prostituierte): Nach dem Mittagessen öle ich meine Werkzeuge den ersten Besuch bei mir nenne ich die Feuertaufe das ist erst die zweite Packung Zigaretten die ich heute rauche ich lege mich hin küssen ist bei mir nicht drin das kostet extra meine Kolleginnen und ich sind verschworene Schwestern wir sind nicht von gestern bezahlt wird vorher sonst passiert gar nichts am Strich verkauf ich Befriedigung keine Liebe mein Arsch und meine Ritze bezahlen meine Miete im Hinterzimmer wartet schon wieder so eine fette Sau vor der mir graust aber Augen zu und durch

FLIP (Freier): Eins gleich vorneweg: ich bin ein Freund käuflicher Liebe, weil ein Mann mehr braucht als feuchte Träume und Küsse auf die Wange zum Abschied. Ich hab keinen Bock auf Blümchensex, ich brauch den ruff shit. Streng und korrekt wie Mathematik, keine Sexualpraktik, die mir zu hart und strange wär. Ich bin Stammkunde im Puff, denn dort sind sie bestens versorgt mit Lack und Leder. Leg den Cash auf den Tisch und folge der Domina ins Separee, in ihr kleines aber feines S&M Atelier, wo sie es mir ordentlich besorgt. Es folgen ordinäre Worte und Handlungen der härteren Sorte. Nach zwei Stunden verlaß ich schlie0lich das Verließ zurück ans Tageslicht, wo ich einen Polizisten grinsend grüß: „Grüß Gott, Herr Inspektor!“

HUCKEY (Cop): Guten Tag! Ich bin das einzige Regulativ in der Gegend, ich kenn´ hier Alles und Jeden! Wenn ich mit meiner Polizeikarre vorbeifahre fürchtet Mann und Frau sich, egal ob mit oder ohne Blaulicht! Vom Transvstiten zum besoffenem Typen bis zu Mammis die die Kinder hüten: Ich gehöre nicht zu dieser Armee der Verlierer, denn es war vor Jahren als ich noch die Nummer 2 am Revier war. So ein kleiner Rohrkrepierer, wie der Typ der gerade so hastig von der Nutte weggeht. Fakt ist, daß es mir jetzt gur geht, denn Alles ist korrekt und sauber so wie es schon immer mein Traum war. Es gedeihen Flora und Fauna und ich freu´ mich diebisch, denn schließlich weiß ich mehr von euch als euch lieb ist. Ja, auch für einen Cop wie mich sind solche Snobs nur Mist! Un so leben wir unvereinbar, obwohl´s seitens unsereiner ja gar nicht so gemeint war, und auch Heute gibt´s nicht viel Rabazz auf meinem Abenteuerspielplatz. Auch wenn der eine sich mit dem anderen in der Wolle lag, es ist gut, daß ich hier bin und Alles unter Kontrolle hab´!