"Selbstinterview"

BLICKWINKEL 2002

Selbstinterview

 

Da klopft schon wieder so ein Besserwisser an die Tür, der meint es wär an der Zeit, daß jemand was ich mach´ analysiert. Esging um Selbstbezogenes und andere Einzelheiten, die würde er wenn´s leicht geht gerne weiterverbreiten.

Ich denk egal was soll´s, ich lass´ mich darauf ein, doch es liegt in deiner Hand, denn oft solche Themen sehr schnell uninteressant, verlaufen im Sand und man liegt ganz schön daneben. Also ich würd´ mir so ein Unternehmen schon noch ´mal überlegen denn durch Vereinfachungen und allzu wacklige Eselsbrücken kann´s passieren, daß sich andere mit fremden Federn schmücken, und falsche Schlüße werden gezogen wider jeder Vernunft und dann fühlt man sich verarscht nach allen Regeln der Kunst. Schließlich fragt man sich selbst ist man jetzt Mann oder Maus und beginnt alles kritisch zu hinterfragen wie Karl Kraus, aber bitte fang an, wie sieht deine erste Frage aus? „Ok fein, huckey, sag´ einfach nur ja oder nein: darf ich dich gleichmal was persönliches fragen?“ Na gut. „Was in deinem Leben waren eigentlich die größten Niederlagen?“ Stop, stop, stop, kannst du nicht ´mal langsam beginnen? Klar, mit manchen Dingen im Leben hat man sich eben abzufinden, doch welche das sind wers´ ich ganz bestimmt nicht dir auf die Nase binden. Das fänd´ich nämlich jetzt und hier unangebracht, interessier´ dich lieber für die M usik und die Texte die ich mach´! Es fällt ohnehin schwer solche Dinge Leuten wie dir anzuvertrauen trotzdem, auch wenn manches für dich arg klingt, wenn ich du wär´ würd´ ich´s glauben. Ich kann dir nur sagen, daß man viel falsch macht, viel verkehrt rennt und einiges schwerfällt, aber das ist ok denn schließlich bezahlt jeder irgendwann sein Lehrgeld. Kurz darauf klappt´s und man trifft wieder in die Vollen, was wirklich schiefging das würdest bestimmt nicht wissen wollen. Drauf würd´ ich meinen Arsch verwetten, und wenn du glaubst du kriegst darauf ´ne Antwort hast du dich geschnitten. Darf ich um die nächste Frage bitten?

 

CHORUS:
Am allerliebsten würd´ ich mich ja selber interviewen, denn alles was du mich da fragst hat nichts mit mir zu tun. Ein kleines Selbstinterview, niemand da nur ich und du sitzt mir gegenüber. Ich red´ und du hörst zu.

 

Also jetzt gleichmal vorab: „Kennst du schon die letzte von?“ und „Hast du schon gewußt, daß....?“ sind so Fragen auf die ich nun wirklich keine Lust hab´ . Laß´ uns lieber nachdenken über all die Werte, die wir kennen, woher sie kommen und vorallem wem sie nützen. Erfahrung ist ja nur Vorstufe von Wissen und Irrtümer gibt´s massig und zwangsweise. Das ist Gesetz auf der langen Reise zum geistigen Reich- und Eigentum. Du weißt ich könnte keiner Fliege was zu Leide tun, aber neige dazu Aussagen überzubewerten und dadurch unverhältnis-mässig Gefühle zu verstärken. Ein gutes Gewissen ist meiner Seele Ruhekissen und trotz Vertrauensbrüchen und allzu häufigen Judasküssen fühl ich weitermachen zu müssen. Ich weiß ich wiederhol´  mich, doch manche verstehen die Texte falsch und finden allenfalls meine Stimme komisch, doch ich würd´s nie ändern wollen.“Ja, und wieso nicht?“ Jetzt denk bloß nicht, daß das alles so leicht wäre. Manchmal sitz ich tagelang herum und hab´ Schreibsperre. Die Worte kommen über mich voller Widerwillen und aus den süßesten Bonbons werden plötzlich bittere Pillen. Die Worte beginnen Äpfel mit Birnen zu vergleichen und spätestens dann wird´s Zeit sich am Riemen zu reissen. „Ja, aber endet das nicht damit so zu sein wie die Meisten?“ Wieder falsch! Erzähl so einen Mist deiner Oma! Das es immer zu irgendetwas Paralellen gibt ist doch wohl klar, doch der Rest ist nicht vorhersehbar. Was soll ich noch sagen? Auf Fragen wie diese gibt´s von mir keinen Kommentar. 

CHORUS