"Casino"

BLICKWINKEL 2002

Casino feat. Peter Lang/Shy

 

SKERO: Es ist jeden Tag das gleiche Szenario: ein Spielplatz für Erwachsene in Cocktailkleid und Cabrio. Für sie ist das Casino nur ein Stadion ihrer Eitelkeiten, um Kleingeld zu verdienen und sich von der besten Seite zeigen. Die andern sind schon Pleite bevor sie das Lokal betreten, sie sind zwanghafte Spieler, im abgewetzten Anzug, rauchen tausend Zigaretten, trinken Schnaps und Tequila. Die Damen an der Bar läßt das Spielfieber kalt, sie lassen lieber die Gewinner für eine Runde zahlen. Getrennt davon im zweiten Stock sind die Pensionisten, die an einarmigen Banditen ihre Fruchtcocktails mischen. Das Schicksal ist am schwitzen, Risiko ist Pflichtprogramm. Wer ist blank, wer sprengt die Bank, wer rennt noch schnell zum Bankomat, wenn hier ein Gast Randale macht wie dieser Arsch am Roulettetisch, dann schick ich ihm Securities: Seht ihr das nicht, da läuft was schief, der Idiot vom siebener Tisch wirft mit Jetons wie wild um sich, Lokalverbot und raus mit ihm, dann kann er draußen weiter spielen!

CHORUS: Auch wenn du kein Spieler bist, weißt du worum es geht. Im Casino ist der Spieljeton der Mittelpunkt der Welt. Die Kugel fällt und bestimmt das Geld, das der Spieler heut kassiert, doch meisten ist es umgekehrt, weil der Großteil nur verliert.

HUCKEY: Gewonnen, gewonnen, gewonnen! Ist ja unfassbar! Rück rüber mit´n Zaster und bring noch mehr von dem Sprudelwasser. Noch eine Flasche Schampus und gleich einen neuen Anzug. Ich wollt´eh´ schon immer fein angezogen in die Oper gehen und ein paar hübschen Damen den Kopf verdrehen. Ein paar Obergescheiten den Arsch aufreissen und ihnen Sachen unterbreiten die sie eh´ gar nicht begreifen. Wer sagt da: „Aus!“ und „Jetzt genügt´s“? Von wegen: Neue Runde, neues Glück! Fortuna hat mir einen Kuß geschickt und gewinnen bin ich auch schon gewohnt, also worauf setz ich jetzt meine Jetons? 0,1,2,3,4,5,6,7, ist egal, sind eh´ alles nur Zahlen, also komm´ schon laß´ die Kugel fliegen! Rien ne va plus! Ey, was ist das jetzt? Die Kugel fällt auf 6 und ich hab´ auf die 11 gesetzt! Wieso klappt das heute nicht? Ich hau´ mit den Fäusten auf den Tisch und beginne inzwischen das Spielfeld mit dem Ärmel aufzuwischen. Meine Zukunft ist verschissen, das hab´ ich hiermit begriffen. Der Croupier schaut skeptisch, und schon baut sich der Rauswerfer auf vor´m Roulttetisch. Ich frag´ mich was das für ein Prolet ist und schrei´ noch: „Alter, leck mich!“. Doch er schnappt mich und schleift mich raus über´n Teppich. CHORUS

FLIP: Wie jede Nacht mach ich mich um halb acht auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz, beginn mit den Worten: „Bitte Ihr Einsatz!“ Für Mitleid ist hier kein Platz, ich bin professionell, manche gewinnen vielleicht, aber die meisten verzocken ihr Geld. Wie z.B. Herr T., der fast jede Nacht beim Roulette sitzt, er hat schon überall gespielt, ob Las Vegas oder Chemnitz. Ich seh, daß er schon wieder sein todsicheres System setzt, bald hat er auch hier Spielverbot wie schon in Wien und Bregenz. Doch solange er von der Bank noch ein wenig Kredit kriegt, wird er kommen, damit er seinen Spieltrieb befriedigt. Heute scheint ihm einmal Fortuna hold zu sein, sein Einsatz verdreifacht, Stirn und Hemd sind schweißnaß. Voll des blinden Eifers setzt er weiter wie verrückt, einstweilen schreibt er Gewinne doch wie lang noch bleibt das Glück an seiner Seite? Kreist bereits der Pleitegeier über seinem Haupt, hört er auf, bevor ihm die Spielsucht den Verstand raubt? Nächste Runde, ich wirf die Kugel ins Roulette, er setzt sein ganzes Geld auf elf, die Kugel landet auf der sechs. Nach ´ner schrecksekunde flippt er aus, doch nicht in diesem Haus, ich hol den Aufpasser, der schnappt ihn und kickt ihn raus.

CHORUS

LAIMA: Schon am Gesicht eines Spielers check’ ich ab, ob er Schwierigkeiten macht, was er zu verbergen hat, wenn er die Schulden bezahlt ist alles wieder im Lot und wenn nicht, geht’s vor Gericht und der Typ hat Spielverbot. Mein Body ist ein Panzer, ich bin seit Jahren durchtrainiert, kommt mir einer ungeniert, bau ich mich kurz vor ihm auf, schau ihm tief in die Augen und vor Angst wirft er sich selber raus. Seht ihr den Kleinen, das wird mein nächster Kandidat, wie er sich beim Gewinnen freut und der Blonden auf den Hintern starrt. Was macht er jetzt der Idiot, er setzt alles auf die 11 und rot, er wird verlieren und sich aufführen und kriegt Hausverbot. Ich hab’s gewusst, es kommt die 6, er starrt den Tisch an, ganz perplex, wirft im Affekt, die Nerven weg und wischt das ganze Geld vom Spielfeld und als vom Boss der Funkspruch kommt, pack ich ihm am Kummerbund und während er noch LECK MICH schreit, kriegt er nen Tritt und fliegt über den Gehsteig.